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Papa in Karenz

Aktualisiert: 10. März 2020

Zum Ende der 14-monatigen Karenz ziehe ich ein Resümee



Einkommensabhängiges Kinderbetreuungsgeld

Unser gewähltes Karenzmodell war das „Einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld“, also 12+2. 12 Monate, wenn ein Elternteil zuhause bleibt, 14 Monate, wenn es sich die Eltern teilen. Eben genau diese 14 Monate nähern sich diese Woche dem Ende. Am 12.3. wird Thomas wieder arbeiten gehen und Levi vier Tage pro Woche die Krabbelgruppe besuchen.


Warum dieses Modell?

Wir haben uns für dieses Modell entschieden, weil es für uns am besten gepasst hat. Man bekommt für die Karenzzeit 80% seines letzten Gehalts, wofür die letzten drei Monatsgehälter herangezogen und berechnet werden. Als Lehrer ist das kein schlechter Deal, so bekam ich monatlich trotz Abzug meine knappen 2.000€ netto. Die Karenz aufzuteilen war für mich aus mehreren Gründen sofort klar. Erstens konnte ich so im September wieder ins neue Schuljahr einsteigen, zweitens bekam so Levi zwei Monate mehr Zeit mit seinen Eltern und was mir am wichtigsten war:

Ich wollte meinem Mann auch die Gelegenheit geben, den Alltag mit Levi zu bestreiten.

Ganz stolz war ich. Fortschrittlich fühlte ich mich.



Das pure, reine, seinen Vater vergötternde Papakind

Die Bindung, die Levi zu Thomas hat, ist unbeschreiblich. Gerade in den letzten Monaten, vielleicht auch dadurch, dass ich so lange krank war und mich nicht, bzw. wenig um Levi kümmern konnte, ist Levi zu einem Papakind mutiert, das mich anfangs gerührt und mittlerweile etwas eifersüchtig werden hat lassen. Verlässt Thomas den Raum, wird geweint, holen wir unseren kleinen Mann gemeinsam von der Krabbelgruppe ab, ist Mama uninteressant und die Freude über Papa riesengroß. Das Zu-Bett-bringen geht ratzfatz, wenn Papa das macht, nicht so bei Mama. Anfangs fand ich es süß, rührend und sah auch das Positive darin, dass ich einmal weniger ran musste als mein Mann, mittlerweile würde ich mich ebenso freuen, wenn mein Kind mal mir freudestrahlend in die Arme fällt oder von mir getröstet werden will. Nun gut, dem ist nicht so.



Erwähnen muss man jedoch, dass Thomas der wesentlich geeignetere Elternteil von uns ist. Er ist geduldiger, ausdauernder und während ich hundemüde, mit Sicherheit auch durch die erneute Schwangerschaft, nach der Arbeit erschöpft auf die Couch sinke, sitzt er weitere Stunden mit Levi am Boden, liest ihm zum 33. Mal das Lieblingsbuch vor und spielt mit ihm, als würde er selbst die größte Freude dabei haben, die rote Holzkugel durch das Loch zu klopfen, nur um dies die nächsten Stunden durch Wiederholung zu perfektionieren. Er macht das sehr gut, das muss man ihm lassen und auch zugestehen.



Endlich vorbei

Ich muss gestehen, dass ich froh bin, dass wir uns dafür entschieden haben, ebenso bin ich allerdings auch froh, dass es jetzt vorbei ist. Es ist nicht der Punkt, dass ich langsam eifere, was ich eindeutig innerlich tue, jedoch nie zugeben würde, es ist eher folgender Punkt: DER HAUSHALT. Auch wenn dieser Part des Zuhauseseins gerade unwichtig erscheint, neben der liebevollen Betreuung unseres Kindes, ist es trotz allem ein Punkt, der dazugehört. Meiner Meinung nach, seiner übrigens (augenscheinlich) nicht.


In der Küche gammelt das gestrige Geschirr herum, Holzkochlöffel warten seit Stunden in Wasser eingeweicht darauf, dass sie wer rettet, die darunterliegende Lade, die in geschlossener Form, den Müll von der restlichen Küche separieren soll, steht offen und stinkend in den Raum hinein, denn der darin mit stinkenden Windeln übergehende Müllsack verhindert ein Schließen. Die Pfanne mit den Resten des Frühstückseis steht auf dem verdreckten Ofen und wartet darauf, geputzt zu werden. Dass das Kind keine sauberen Bodys mehr hat, sich jedoch sein Wäschekorb schon vor überquellenden Kleidungsstücken nicht mehr finden lässt, macht auch nichts.


Gelernt habe ich mittlerweile, zuhause anzurufen und zu fragen, ob ein Einkauf benötigt wird oder was gegessen werden will, BEVOR ich losfahre, denn WhatsApp Nachrichten mit dem Hinweis, dass der Kühlschrank leer ist oder das Babyfutter ausgegangen war, erreichten mich in der Vergangenheit etwa in der Sekunde, als ich die Tür aufschloss, vollgepackt mit zu verbessernden Heften wohlgemerkt.

Die Nachfrage, warum nicht der Mann einkaufen fahren konnte, nachdem er das Kind zum Schnuppern in der Krabbelgruppe abgegeben hatte, wurden mit „Keine Zeit“ beantwortet.


Das Warum und die weitere Nachfrage, was er denn so den halben Tag über gemacht hätte ohne Kind, ersparte ich mir mittlerweile.

Auch das hatte ich gelernt. Nicht nachfragen, denn die Antwort wollte ich ohnehin nicht hören, zumindest nicht die echte.

All dies ließ mich die letzten Wochen und Monate die noch verbleibenden Tage zählen, bis Thomas endlich wieder arbeiten gehen würde. Mein schadenfrohes Grinsen im Gesicht, wenn ich ihm die immer mehr schwindende Anzahl mitteilte, ja regelrecht vorsummte, trug nicht unbedingt zu einem harmonischen Alltag bei.




Die Krabbelgruppe „Gewusel“

Für all jene, die der Meinung sind, dass unser Kind zu jung dafür ist, es eine furchtbar egoistische und Kindeswohl gefährdende Entscheidung war, nur ein Jahr dem kleinen Mann zu widmen, die kann ich beruhigen:

Unser Kind, unsere Entscheidung und Levi geht’s gut! Ach ja und JA, ich traue mir zu, das zu beurteilen und auch einschätzen zu können.

All diese Kritik kam schon und es wurde auch schon hinterfragt, wie ich denn leicht beurteilen könne, dass es meinem Kind dort gut gehe. Hierzu ein paar Punkte zu der Kleinkindgruppe, um außenstehenden Menschen, die Angst um mein Kind zu nehmen oder einfach zu informieren:


Seit etwa zwei Monaten schnuppert Levi täglich unter der Woche in die Kleinkindgruppe, die aus zwei Gruppen besteht und für Kinder von 1-3 Jahren ist, die Schlingel und die Lauser. Es gibt die Option sein Kind halbtags oder ganztags betreuen zu lassen. Levi wird in diesem Fall bis etwa 14:00 betreut, was schon zu ganztags zählt.


Eingewöhnungsphase:

Wie schon erwähnt, dauert diese Phase mittlerweile schon zwei Monate. Die erste Woche durfte er eine Stunde mit uns dort spielen, danach blieb er alleine jeden Tag zwei Stunden dort. Nicht eine Sekunde hatte er ein Problem damit. Es gab kein Weinen beim Abgeben und auch keine Traurigkeit während des Spielens. Levi jausnet mit den anderen Kindern, er isst auch dort zu Mittag und mittlerweile hält er auch mit den anderen Kindern seinen Mittagsschlaf im eigenen Bettchen. All das funktioniert bisher ohne Probleme, sodass wir guten Gewissens ab Donnerstag unseren Zwerg dort um 07:00 abliefern und um etwa 14:00 wieder abholen.

Ich mache mir absolut keine Sorgen und gebe mein Kind gerne dort ab, sehe allerdings auch nur Positives darin.

Für alle aus dem Raum Langenlois, hier der Link zur Homepage und allen weiteren Informationen zu Preisen, Zeiten, Aufnahme,...


Schlusswort

Ich danke hiermit meinem Mann, dass er Levi ein so toller Papa ist, dass er mit ganz viel Liebe eine Bindung zu ihm aufgebaut hat, die ohne Papakarenz nie so intensiv geworden wäre. Im Endeffekt hatte Levi superglückliche 14 Monate, wen interessiert hierbei der Haushalt, dem ich mich jetzt wieder widmen darf? Genau, niemanden!



Btw.: Bei Nr. 2 bleibe ich volle zwei Jahre zuhause, bedeutet zwar meinen finanziellen Ruin, aber ich bin zwei Jahre nur für meine zwei da und YES, der Haushalt ist wieder meins.

In Kürze folgt ein Blogbeitrag mit der Übersicht, den Vor- und Nachteilen aller möglichen Karenzmodellen und ein paar kleinen Geheimtipps.


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